Vase, Hans Bolek, Johann Loetz Witwe, Ätzdekor, für die Ausstellung österreichisches Kunst- und Exportglas für Kunst und Industrie 1915
Lit.: E. Ploil, H. Ricke u.a. (Hg.), „Loetz – Böhmisches Glas 1880-1940“, Band 2, Musterschnitte, Prestel Verlag, München 1989, Musterschnitt 663, S. 230.
Hans Bolek (1890–1978), Schüler von Josef Hoffmann auf der Wiener Kunstgewerbeschule, kann als absolutes Ausnahmetalent
bezeichnet werden. Obwohl er sich vor allem als Architekt einen Namen machte und mit Otto Prutscher in dessen Architekturbüro arbeitete, war er auch in der Möbel-, Schmuck- und Glasgestaltung aktiv. Bolek gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Österreichischen Werkbundes.
Der Einfluss Josef Hoffmans auf Hans Bolek lässt sich vor allem in seinen Vasenentwürfen mit Ätzdekor für das Unternehmen Johann Loetz Witwe erkennen. Dieser Dekor wurde in mehreren aufwendigen Arbeitsgängen mit Flusssäure herausgeätzt und zeugt von der hohen handwerklichen Meisterschaft der böhmischen Glashütte Johann Loetz Witwe.
Das Werkstück wird dazu zuerst in mehreren Schichten
überfangen. Ein Glaskünstler bemalt die Stellen mit Gummi Arabicum, die zum Schluss erhaben bleiben, und ein Handwerker senkt danach das Werkstück komplett in die Säure. Diese Technik gelingt nur mit sehr viel Erfahrung und war daher auch besonders gefährlich und teuer in der Herstellung.
Hans Bolek (Wien 1890 – 1978 Wien) war ein österreichischer Architekt und Designer. 1890 in Wien geboren studierte er in den Jahren 1906-1910 an der Kunstgewerbeschule Wien bei Josef Hoffmann. Zeitgleich war er auch Mitarbeiter im Atelier von Otto Prutscher. 1910 machte sich Bolek als Architekt selbständig und war 1914 Gründungsmitglied des Österreichischen Werkbundes. Er lieferte Entwürfe für Bauten und gestaltete als vielseitiger Designer Möbel, Keramiken, Glas und Schmuck. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterrichtete Bolek 1946-1962 an der Wiener Modeschule und war als Maler und Grafiker tätig. Bolek starb 1978 in Wien.
Glassammlern ist der Name Bolek wegen seiner Glasentwürfe für die Firma Johann Loetz Witwe ein Begriff. Bolek gestaltete in den Jahren 1912 bis 1917 zahlreiche Form- und Dekorentwürfe für die Glasmanufaktur Loetz, darunter Gefäße, die explizit für die Präsentation auf der bekannten Werkbundausstellung in Köln 1914 gedacht waren. Diese sogenannten „Werkbundgläser“ sind nicht nur ein beeindruckendes Zeugnis technischer Meisterschaft, ihre modernen Dekore unterscheiden sich auch grundlegend von den Jugendstil-Dekoren der „Phänomen Genres“ aus dem Hause Loetz.
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