Portrait Vase, Amphora Werke Riessner, Stellmacher & Kessel Turn-Teplitz, um 1899, Elfenbeinporzellan, markiert
markiert mit „TURN TEPLITZ BOHEMIA RStK Made in Austria“ eingebrannt, geprägt „AMPHORA“, Pressmarke “456” und direkt darunter „D“
Lit.: Vgl. Richard L. Scott (Hg.), Ceramics from the House of Amphora 1890-1915, Sidney/Ohio 2004, S. 86, 321.
Diese außergewöhnliche Portrait-Vase aus sogenanntem „Elfenbeinporzellan“ vereint all jene Faktoren, die Vasen der Amphora-Werke bereits im 19. Jahrhundert derart begehrenswert gemacht haben: Höchste Qualität in Design, Form und Ausführung.
Abgebildet ist in zarter Linienführung das idealisierte Profil einer jungen Frau mit wallend-blondem Haar. Aus der prachtvollen Mähne treten vereinzelt Haarsträhnen hervor, welche kunstvoll und verspielt durch wellenförmige Ornamentlinien dargestellt werden. Die Naturszenerie im Hintergrund, bestehend aus Bäumen und Sträuchern, unterstreicht die harmonischen Farbverläufe in matten Braun-, Beige- und Goldtönen. Hervorzuheben sind die raffiniert eingesetzten Farbakzente, wie die rosa- und orangefarbenen Spitzen der grünen Blätter und Weinreben. Sie erzeugen spannende Kontraste innerhalb des Gesamtbildes. Detailreich verziert die wundervolle Emailmalerei eben jene Farbakzente nochmals in goldener Farbe. Die augenscheinliche Eleganz, der an den „Style-Mucha“ erinnernden Frauengestalt, wird auf die phänomenale Form – ein absolutes Highlight dieses Kunstwerks – ebenfalls übertragen.
Die „Amphora-Werke k.k. priv. Keramische Werke Rießner, Stellmacher & Kessel“ wurde 1892 von Hans und Carl Rießner, Eduard Stellmacher und Rudolf Kessel in Turn-Teplitz gegründet. Das Österreich-Ungarische Unternehmen stellte hochqualitatives Kunsthandwerk aus Keramik her und zählt zu den bekanntesten Manufakturen des Jugendstils. Bald nach seiner Gründung beschäftigte das Unternehmen 300 Personen und exportierte seine gefragten Erzeugnisse in die ganze Welt. Neben eher kommerziellen Produkten wurden für Weltausstellungen und andere internationale Kunstmessen aufwändigere Objekte geschaffen. Zu diesen teils monumentalen Ausstellungstücken zählen Vasen mit grotesken Tierwesen wie Drachen und Seeungeheuer, inspiriert von japanischen Holzschnitten, sowie Gefäßen mit Maiden und zarten Frauengestalten in allegorischen Ausführungen. Der hohe Qualitätsanspruch der Gründungsmitglieder brachte das sogenannte „Elfenbein-Porzellan“ hervor, eine glasierte dünnwandige Art der Keramik, welche oft mit Gold, Kaltemailmalerei und Schmucksteinen aufgewertet wurde. Schon damals gewann die Firma mit dieser Technik und der aufwändigen Oberflächengestaltung hohe Auszeichnungen, unter anderem vier „Grand Prix“ auf verschiedenen Weltausstellungen. Heute sind außergewöhnliche Exemplare in den berühmten Jugendstil Museen wie dem Badisches Landesmuseum, Karlsruhe und dem Bröhan-Museum, Berlin vertreten.
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