Beistelltisch Modell Fledermaus, Entwurf Josef Hoffmann, Ausführung Thonet, um 1912
Lit.: vgl. Abbildung in Giovanni Renzi, “Il mobile moderno”, Silvana Editoriale Spa, Milano 2008, S. 169 und S. 242-243; unterhalb der Tischplatte markiert mit “THONET” und Reste des originalen Klebeetiketts vorzufinden.
Einer der ikonischsten Möbelklassiker der Jahrhundertwende wurde von Josef Hoffmann und seinem Schüler Gustav Siegel für die Möbelmanufaktur J.&.J. Kohn im Jahr 1905 entworfen: Die Serie „728“ als Teil der epochalen Möbelreihe „Fledermaus“.
Diese Serie steht mit ihrer schlichten Eleganz im starken Kontrast zu den üppigen und schweren Möbeln des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Form folgt der Funktion: als einzige Zierde dienen nur die schlanken, runden Beine sowie die Zapfen dazwischen, die dem Tisch seine unverkennbare Silhouette verleihen. Die feine Politur hebt die natürliche Maserung des Holzes zum eigenständigen Ornament hervor.
Einzelne Elemente der Serie waren bereits im Folgejahr auf der internationalen Kunstausstellung in Mailand (1906) zu sehen. Obwohl der offizielle Modellname nicht „Fledermaus“ lautet, hat sich dieser sowohl in Fachkreisen als auch im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt. Er rührt daher, dass Josef Hoffmann um 1907 diese Entwürfe für das legendäre „Cabaret Fledermaus“ als Teil der Ausstattung verwendete.
Das „Fledermaus“-Ensemble erfreute sich derartiger Beliebtheit, dass Architekt Otto Schönthal sie anlässlich der berühmten Kunstschau 1908 für die stilvolle Ausstattung des Ausstellungscafé auswählte. Die „Fledemaus“-Möbelserie war so erfolgreich, dass sie auch nach der Übernahme von J.& J.Kohn durch die Mundus AG fester Teil des Produktionsprogrammes blieb. Das gleiche Modell wurde, je nach Produktionskapazitäten, auch von der Möbelmanufaktur Thonet ausgeführt, die später mit der Mundus AG fusionierte.
Josef Hoffmann (Pirnitz 1870– 1956 Wien), Mitbegründer der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte, war ein äußerst produktiver und vielfältiger Architekt und Entwerfer. Er hat im Laufe seiner Karriere mit diversen Formen, Techniken und Materialien experimentiert. Er erzielte in seinen Entwürfen eine starke Reduktion der Form auf das Essentielle und war Wegbereiter des geometrischen Jugendstiles. So entstand sein charakteristischer, geometrischer Stil. Der Umfang seiner Entwürfe geht von Gebäuden über gesamten Inneneinrichtungen, gemäß dem Konzept des Gesamtkunstwerks, bis hin zu kleinen Detailstücken des Alltags. Eines seiner wesentlichsten Werke ist das Palais Stoclet in Brüssel, ein Gesamtkunstwerk welches er unter anderem in Zusammenarbeit mit Gustav Klimt und Koloman Moser für einen wohlhabende Unternehmer zwischen 1905 und 1911 ausgeführte.
Der Name Thonet steht wie kein anderer Firmenname für Wiener Jugendstil-Möbel aus gebogenem Holz. Der „Wiener Kaffeehausstuhl“ aus dem Jahr 1859 mit der Modellnummer 14 hat es als Möbel-Ikone sogar in die Designgeschichte geschafft.
Michael Thonet (Boppard 1796 – 1871 Wien) begründete die Erfolgsgeschichte der Gebrüder Thonet im Jahr 1842, als die Firma das Patent für die Erzeugung von Bugholz erhielt. Bis in die 1860er Jahre hatten er und seine Söhne faktisch das Monopol auf diese innovative Technik, Holz unter Einwirkung von Wasserdampf zu biegen, um daraus Sessel und andere Einrichtungsgegenstände herzustellen.
Die Bugholztechnik hatte das europäische Möbeldesign des 19. Jahrhunderts revolutioniert, weil es die Entwicklung vom handwerklichen Tischlerei-Erzeugnis hin zur industriell-seriellen Produktion ermöglichte. Thonet schaffte diesen Sprung von der Manufaktur zur industriellen Serienproduktion unter Einhaltung hoher Qualitätsstandards.
Ästhetisch am Puls der Zeit beauftragte Thonet namhafte zeitgenössische Architekten mit dem Entwurf der Möbel, so z.B. Otto Wagner, Josef Hoffmann, Marcel Kammerer oder Otto Prutscher.
Die modernen Einrichtungsobjekte Thonets wurden auf vielen internationalen Ausstellungen in Europa und Übersee präsentiert und wurden vielfach ausgezeichnet. Den großen kommerziellen Erfolg verdankte die Firma auch dem dichten Vertriebsnetz mit Niederlassungen in allen wichtigen europäischen Metropolen.
Im Jahr 1922 fusionierte Thonet mit der Firma Mundus, die bereits 1914 die Firma J. &. J. Kohn übernommen hatte.
Einrichtungsgegenstände der Gebrüder Thonet finden sich in Sammlungen wichtiger Museen, so z.B. im Museum für Angewandte Kunst in Wien (MAK) oder im Vitra Design Museum in Weil am Rhein.
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