Lampenfuß mit Frauenkopf, Gudrun Baudisch, Wiener Werkstätte, um 1928, markiert
markiert mit “WW”, “MADE IN/AUSTRIA” in zwei Zeilen, Entwerfermonogramm “GB” für Gudrun Baudisch sowie Modellnummer „410“
Lit.: Originalfoto im Archiv der Wiener Werkstätte im MAK Wien, Inv. Nr. WWF 110-20-3
In diesem Keramikobjekt vereint Gudrun Baudisch ihre charakteristischen Kopfdarstellungen mit einem skulpturalen Lampenfuß. Darüber hinaus verschmilzt sie, gemäß den Prinzipien des Jugendstils, die bildende mit der angewandten Kunst.
Mit expressiven, leuchtenden Farbakzenten schmückt sie den Frauenkopf, der durch das dynamische Haar fließend mit dem Lampenfuß verbunden ist. Durch die Podest-artige Basis hebt das gesamte Objekt sich vom Boden empor. Auch ohne Zusatz von Leuchtmittel strahlt dieses hoch-qualitative Keramikobjekt eine gewisse Stärke und einen dekorativen Reiz aus.
Gudrun Baudisch (Pöls 1907 – 1982 Salzburg) gilt als eine der bedeutendsten österreichischen Keramikerinnen des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1926 wurde sie bereits als Neunzehnjährige in die Keramikabteilung der Wiener Werkstätte unter der Leitung von Vally Wieselthier aufgenommen. Diese Keramikwerkstätte war äußerst progressiv. Es war ein Raum für freies Experimentieren und künstlerische Entfaltung. Nicht nur die Kunst wurde dort gefördert, sondern auch die Rolle der Frau im Kunsthandwerk.
In diesem fortschrittlichen Umfeld hat Gudrun Baudisch bereits sehr jung mit dem Entwerfen von expressiven Keramikobjekten angefangen. Man erkennt in ihren Arbeiten eine klare Weiterführung der Formensprache und Farbpalette ihrer Mentorin Vally Wieselthier. Mit ihren Frauenköpfen setzt sich Baudisch mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung der weiblichen Schönheit und ihrer Darstellung in der Kunst auseinander. “Baudischs Köpfe […] veranschaulichen, wie sie Wieselthiers manieristische Tendenzen mit übertriebener Dehnung auf die Spitze trieb; ein träger, leerer Gesichtsausdruck; abstrakte Oberfläche und dreidimensionaler Dekor; eine schroffe, abrupte Plastizität, die dem Kopf eine eindeutige Maskenhaftigkeit verlieh”, so Megan Brandow-Faller in ihrem Werk “The Female Secession – Art and the Decorative at the Viennese Women’s Academy”*.
Baudisch schuf nicht nur dekorative Objekte, sondern auch Gebrauchsobjekte; kleine Kunstwerke des Alltags, ganz im Sinne der britischen Arts and Crafts Bewegung, die wegbereitende Impulse für den Kunsthandwerk des frühen 20. Jahrhunderts in Österreich geliefert hat.
Als Baudisch die Wiener Werkstätte verließ, gründete sie 1930 eine eigene Keramikwerkstätte in Wien. 1935 arbeitete sie am österreichischen Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel mit. Nach dem zweiten Weltkrieg eröffnete sie in Hallstatt eine eigene Töpferwerkstätte unter dem Namen „Keramik Hallstatt”.
* Megan Brandow-Faller, “The Female Secession – Art and the Decorative at the Viennese Women’s Academy”, The Pennsylvania State University Press, University Park Pennsylvania 2020, S.153
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